Gastbeitrag von Julia Otto
Am Montag, passend zu Pfingsten, feierte die Gemeinde Niederschmalkalden einen besonderen Geburtstag: Die Dorfkirche erhielt im Rahmen des 700-jährigen Ortsjubiläums offiziell ihren Namen „St. Elisabeth“.
Bereits zur Einweihung der Kirche vor rund 125 Jahren hatten ca. 160 Personen teilgenommen – und auch zur 700-Jahr-Feier war die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt.
Festlich geschmückt mit roten Rosen – dem Symbol des Rosenwunders – erinnerte die Kirche an die Mildtätigkeit und Fürsorge der Heiligen Elisabeth für die Armen.
Zahlreiche Darstellungen der Heiligen gehen auf diese Legende zurück und unterstreichen ihre Bedeutung als Namensgeberin der Kirche.
Interims-Pfarrer Werner Heizmann begrüßte die Gäste und wies in seiner Predigt auf die besondere Bedeutung des Namens hin: „Wir evangelischen Christen haben es ja eigentlich nicht mit Heiligenverehrung. Heilig wird man durch den Glauben an Jesus Christus.
Aber warum nennen wir unsere Kirche nach der heiligen Elisabeth? Weil sie eine Frau ist, die durch ihre guten Werke herausragt – ein Vorbild gerade heute, in Zeiten sozialer Kälte.“
Heizmann erzählte vom Leben Elisabeths als Schutzpatronin der Barmherzigkeit und betonte: „Möge uns die Kirche St. Elisabeth immer an diesen Auftrag erinnern, nicht nur zu reden, sondern zu handeln.“
Grußworte
Superintendent Christoph Ernst vom Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach betonte die Bedeutung der Namensgebung: „Ein großer Name, der in Thüringen für Nächstenliebe, Fürsorge und Mut steht.
Die Heilige Elisabeth ist ein leuchtendes Beispiel für selbstlose Hilfe und christliches Engagement.“
Christoph Ernst fügte hinzu: „Der Name bedeutet auf Hebräisch ‚Gott schwört‘ und verbindet Hoffnung mit den Werken der Gerechtigkeit. Möge die Kirche ein Ort des Friedens, der Gemeinschaft und des Glaubens bleiben.“
Ortsteilbürgermeister Fabian Amborn blickte auf die Anfänge der Namensgebung zurück: „Vor drei Jahren stand die Kirche noch namenlos da – ein Ort mit Bedeutung, aber wenig Ausstrahlung. Die leise Hoffnung von Silke Jäger, der stellvertretenden Vorsitzenden des Gemeindekirchenrates, der Kirche einen Namen zu geben, ist nun Wirklichkeit geworden.“
Der Ortsteilbürgermeister berichtete auch vom Steinbildhauer-Symposium, das die Namensgebung maßgeblich ins Rollen brachte und auf dessen Vorderseite das Antlitz Herzog Georg II. zu sehen ist: „Das Symposium hat den Zusammenhalt in unserem Dorf gestärkt und gezeigt, wie eng Tradition und Gemeinschaft verbunden sind.“
Er erklärte weiter, dass Herzog Georg II., der Erbauer der Kirche, für ihn ein Vorbild sei: „Ein volksnaher Regent, der stets ein offenes Ohr für seine Bürger hatte. Seine Bescheidenheit und sein Engagement sind bis heute beispielhaft.“
Aus eigener Tasche stellte Georg II. finanzielle Mittel bereit, um um 1900 diese eindrucksvolle Kirche erbauen zu lassen.
Mit einem Schmunzeln erinnerte Fabian Amborn daran, wie kurz vor Abschluss des Steinbildhauer-Symposiums der Künstler Robert Rost überraschend auch die Heilige Elisabeth auf der Rückseite der Skulptur verewigte – zwei Persönlichkeiten, die Geschichte und Geist auf besondere Weise miteinander verbinden.
„Als wir das sahen, wurde vieles möglich. Und Silke Jäger sprach es damals nicht mehr leise, sondern klar und bestimmt aus: ‚Zur 700-Jahr-Feier wird unsere Kirche einen Namen bekommen – ganz gleich wie.‘“
Er ergänzte: „Unser Symposium zu Ehren Herzog Georgs II. hat dem ganzen Dorf neuen Mut und Kraft gegeben, Dinge anzupacken und umzusetzen.“
Zum Abschluss betonte der Ortsteilbürgermeister die Bedeutung der Gemeinschaft: „Was wir heute feiern, ist mehr als ein Name auf einem Schild. Es ist ein Zeugnis dafür, dass Wandel möglich ist, dass Gemeinschaft wächst – und dass der Glaube lebendig bleibt.“
Susanne Reich, Erste hauptamtliche Beigeordnete und Vize-Landrätin des Landkreises Schmalkalden-Meiningen, überbrachte die Glückwünsche des Landkreises: „Ich möchte es nicht versäumen, im Namen des Landkreises herzlich zur 700-Jahr-Feier Ihrer bewegten Ortsgeschichte und zur feierlichen Namensgebung der Kirche zu gratulieren.
Ein passenderes Datum als diesen Pfingstmontag, eingebettet in ein lebendiges Dorfgemeinschaftsfest, hätte man kaum wählen können. Es ist schön zu sehen, wie Vereine und Institutionen hier zusammenkommen. Mit Niederschmalkalden verbindet der Landkreis viel – besonders den Geist der Barmherzigkeit, wie ihn auch die Heilige Elisabeth verkörpert.
Das zeigt sich vor Ort beispielhaft im Engagement des DRK-Ortsverbands. Ein herzliches Dankeschön – auch an den Fachbereich Katastrophenschutz und Rettungsdienst – an alle, die sich hier tatkräftig einbringen. Ich wünsche Ihnen gesegnete Festtage, viel Gemeinsinn und dass Sie den Elan und Zusammenhalt mit in die nächsten 700 Jahre nehmen.“
Der ehemalige Pfarrer Helmut Tonndorf erinnerte an die spirituelle Bedeutung: „St. Elisabeth ist nicht nur ein Name, sie ist wie ein Programm, ein Kompass für die Gemeinde. Sie steht für Gebet, Trost, Versöhnung und Verkündigung.“
Helmut Tonndorf forderte: „Lasst euch von ihrem Geist anstecken und handelt in ihrem Namen. Glaube bedeutet Hinwendung zum Nächsten, nicht Rückzug ins Private.“
Musikalisch wurde der Festgottesdienst vom Posaunenchor der Landeskirchlichen Gemeinschaft unter Leitung von Diethelm Schilling sowie vom Eisenbahner-Frauenchor Wernshausen unter Leitung von Iris Malsch begleitet.
Im Gottesdienst erklang unter anderem das Lied „Wenn das Brot, das wir teilen“ – ein vergleichsweise junges Lied zur Ehre der Barmherzigkeit, entstanden 1981 in der katholischen Diaspora der DDR. Ausgangspunkt des Liedes ist die Heilige Elisabeth, deren Rosenwunder zu Beginn der ersten Strophe besungen wurde.
Nach dem Gottesdienst enthüllte Silke Jäger das Namensschild am Kircheneingang, und Interims-Pfarrer Heizmann segnete die Elisabethkirche.
Zwei junge Mädchen der Gemeinde trugen einen Korb roter Rosen als Symbol für das Rosenwunder zum Bildhauer-Symposium, das die Skulptur von Herzog Georg II. und der heiligen Elisabeth zeigt.
Tag der offenen Tür
Am Tag der offenen Tür am Dienstag konnten Besucherinnen und Besucher die Elisabethkirche bis hinauf zum Glockenstuhl erkunden. Eine Bild-Präsentation bot Einblicke in das Gemeindeleben der vergangenen fünf Jahre.
Silke Jäger führte kenntnisreich durch die Geschichte der Kirche, während Anthony König den Glockenstuhl zeigte und die Erneuerung im Jahr 2018 erläuterte.
Gemeindepädagogin Ellen Neues sorgte mit abwechslungsreichen Spielstationen für leuchtende Kinderaugen.
Eine kleine Ausstellung auf dem Altar gab spannende Einblicke in die Historie der Kirche. Als Erinnerung konnten die Gäste Postkarten, Jubiläumstassen und die Festschrift mit nach Hause nehmen.